Mittwoch, 15. Oktober 2008

Etappe eins


Heute ist einer meiner größten Wünsche für das Auslandssemester in Erfüllung gegangen: Ich war bei der polnischen Familie meiner Tutorin zum Essen eingeladen, zusammen mit Artur und Artur. Da wir ja die polnischen Sitten ein wenig kennen haben wir einige Vorsichtsmaßregeln getroffen: Zunächst ein mal haben wir über den Tag verteilt kaum etwas gegessen, denn wenn man zu einem polnischen Essen geht, sollte man einen Bärenhunger mitbringen, anderenfalls beleidigt man die Köchin. Außerdem haben wir uns natürlich geduscht und frische Socken angezogen, weil man ja in polnischen Wohnungen die Schuhe auszieht. Und zu guter Letzt hatten wir noch Gastgeschenke: Blumen für die Mama, Pralinen für die Tochter und eine Flasche Wodka für den Papa. Verrückt, aber sowas kommt hier immer noch gut an.
Wir waren ehrlich gesagt ziemlich aufgeregt, weil wir sicher waren, dass wir in irgendein deutsches Fettnäpfchen treten würden. Aber um das mal vorweg zu nehmen: Es ist alles glatt gegangen. Doch kommen wir zum wirklich wichtigen Teil. Was gab es zu essen? Erst mal Tomatensuppe mit Reis und Genüseeinlage. Dazu grzanki, mit Knoblauch überbackene Brotscheiben. Danach bigos, das ist eine Art Schmorgericht mit mehreren Fleischsorten, Wurst, Sauerkraut und was weiß ich sonst noch, dann noch kotleciki, das heißt Frikadellen (und ich muss gestehen, dass ich selten so gute gegessen habe) und dann noch geschmorte Pilze und am Ende Kuchen. Und natürlich Tee und den unausweichlichen polnischen Kompott. Und dann eben auch Wodka, oder eher wòdka wie man in Polen sagt, was im Grunde auf „Wudka“ hinausläuft.
So einen tollen Abend habe ich bisher selten erlebt (nein, nicht nur wegen des Schapses) Hauptsächlich lag das am tollen Essen, der netten Familie und an den Familienvideos, die uns nach dem Essen vorgeführt wurden. Ach ja, und das tollste an diesem polnischen Abendessen: Es wurde nicht abgeräumt. Wenn man also nach einer Stunde gemütlichen Sitzens auf der wersalka (eine sonderbare polnische Ausklappcouch, die in schlechteren, d.h. sozialistischen Zeiten das Ehebett ersetzt hat) noch mal Hunger kriegt, kann man einfach weiter essen, denn im Grunde hat das Essen ja nie aufgehört. Die Polen scheinen eh nicht sehr viel von der Einhaltung strenger Menüregeln zu halten. Mal gibt es zuerst Süßes, mal Herzhaftes, aber eigentlich kann man immer das essen, wozu man gerade Lust hat. Die einzige Regel die man defintiv einhalten muss ist: Iss viel. Ansonsten ist die Köchin zutiefst gekränkt. Ich weiß nicht, ob man das so allgemein sagen kann, aber es war zumindest dieses mal so.

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